Meine Heimat ist immer noch Böhmen. Aber wenn ich jetzt dorthin ziehen würde, würde ich Österreich vermissen.
Johanna Cavagno wurde am 31. März 1939 in Teplice als Johanna Breindl in einer deutschsprachigen Familie geboren, aber ihre Großmutter mütterlicherseits war Tschechin. Beide Eltern arbeiteten in einer Zinkblechfabrik, der Vater als Betriebsleiter und die Mutter im Büro, da sie Tschechisch sprach. Als Kind nahm Frau Cavagno den Krieg nicht besonders wahr, aber nach Weihnachten 1944 begannen auch die Kinder den Ernst der Lage zu erkennen. Am Ende des Krieges wurde ihr Vater verhaftet und verbrachte anderthalb Jahre getrennt von der Familie, die erst 1947 in Österreich wieder zusammengeführt wurde. Frau Cavagno ging 1946 mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Österreich, weil ihre Mutter sich weigerte, nach Deutschland abgeschoben zu werden. Während des Transports fühlte sich die kleine Johanna jedoch sicher, denn schließlich war ihre Mutter die ganze Zeit bei ihr. Nach schwierigen Anfängen bei Verwandten väterlicherseits verbesserte sich die Situation der Familie ab 1955, und die hochbegabte Schwester ging zum Studium nach Amerika. In Österreich wurde Frau Cavagno Sozialarbeiterin, half unehelichen Kindern und lebt noch heute mit ihrem Mann, ihren Kindern und Enkelkindern dort.