Die Stasi hat mich während meiner Kindheit gebrandmarkt und die tschechoslowakischen Grenzbeamten haben meine Flucht in die Freiheit verhindert
Angelika Cholewa, geboren Grassme, wurde am 13. September 1955 in der Stadt Naumburg an der Saale in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik geboren. Im Alter von sechzehn Jahren wurde sie von Mitarbeitern der Stasi kontaktiert und von ihnen aufgefordert, Informationen zu ihren Mitschülern zu liefern. Im Jahr 1980 versuchte sie erfolglos, zusammen mit ihrem Mann den Eisernen Vorhang bei Bayerisch Eisenstein zu überwinden. Zwei Wochen lang verbrachten sie somit in Gefängnissen in Pilsen-Bory und in Prag Pankrác, später wurden sie den ostdeutschen Ermittlern übergeben. Angelika wurde im Januar 1981 zu drei Jahren Haft verurteilt, bis zum Jahr 1982 war sie in einem speziellen Frauengefängnis in Hoheneck. Später wurde sie zu drei weiteren Jahren für den Versuch der Verbreitung von Informationen über die dortigen Bedingungen verurteilt. Die letzten Monate verbrachte sie im Gefängnis in Halle, wo sie physisch und psychisch terrorisiert wurde und zum Beispiel durch einen unvollendeten zahnärztlichen Eingriff zu einem fieberhaften Delirium gebracht wurde. Dort war sie auch in einer speziellen Einzelzelle, die sie „Tigerkäfig“ nannte. Im Mai 1983 wurde sie in ein Programm eingeschlossen, in welchem die DDR ihre politischen Gefangenen für eine Devise ihrem westlichen Nachbarn verkauft hatte. In der BRD studierte Angelika Cholewa Psychologie und arbeitete als Personalcoach. Heute lebt sie wieder im gebürtigen Naumburg und verarbeitet die traumatischen Erlebnisse ihres jungen Erwachsenenlebens.