Ich habe Holz und Werkzeuge aus Schönbach über die Grenze geschmuggelt, damit mein Vater nach der Aussiedlung auch in Deutschland Mandolinen bauen konnte
Gerhard Dotzauer wurde am 23. November 1930 in Schönbach bei Eger (heute Luby u Chebu) als erster und einziger Sohn des Mandolinenbauers Franz Dotzauer geboren. Seine Mutter hatte eine Saitenfabrik. Im Jahr 1937 zog die Familie nach Oberschönbach, wo sie ein zweistöckiges Haus baute. Gerhard wurde dort eingeschult. Als 1938 die tschechoslowakische Armee mobilisiert wurde, floh sein Vater durch den Wald nach Deutschland. Später war er in der Wehrmacht, aber die meiste Zeit des Krieges war er Zollbeamter und arbeitete an verschiedenen Grenzen in ganz Europa. Gegen Ende des Krieges schaffte er es bis nach Finnland, wo er von den Briten gefangen genommen und in ein Gefangenenlager in Mannheim gebracht wurde. Gegen Ende des Krieges freundete sich der junge Gerhard mit amerikanischen Soldaten an, schmuggelte Material und Werkzeuge aus der Werkstatt seines Vaters über die Grenze und arbeitete nach einer kurzen Episode in einer tschechischen Schule als Viehhirte auf einem großen Gut in der Nähe des Schlosses in Oberschönbach. Schließlich wurde er mit dem letzten Transport aus Eger / Cheb zusammen mit seiner Mutter und Großmutter nach Bayern geschickt. In Tennenlohe hatte sein Vater bereits eine kleine Wohnung, in der er weiterhin Mandolinen herstellte und später ein eigenes Haus für die Werkstatt baute. Zunächst arbeiteten zehn Angestellte in der Werkstatt, doch nach der Eröffnung der Siemens-Niederlassung in Erlangen verließen die Angestellten den Betrieb und die Produktion wurde als Familienbetrieb weitergeführt. Gerhard schloss seine Ausbildung mit dem Abitur an der Handelsakademie ab, heiratete 1958 und arbeitete sein Leben lang im väterlichen Betrieb als Verkäufer und Buchhalter. Die Firma Dotzauer ging nach und nach in die Hände der nachfolgenden Generationen über. Gerhard Dotzauer blickte nie zurück in seine Heimatstadt Schönbach.