Wir müssen mit dem Flüstern aufhören und es laut sagen.
Rainer Eppelmann wurde 1943 in Berlin-Pankow geboren. Sein Vater war Zimmermann, die Mutter Schneiderin. Eppelmanns Eltern standen dem DDR-Regime kritisch gegenüber und erzogen ihre Kinder im christlichen Glauben. Eppelmann war weder bei den Pionieren, noch bei der FDJ. Er empfing nicht die staatliche Jugendweihe, sondern wurde protestantisch konfirmiert. Nach der mittleren Reife wurde Eppelmann trotz guter Zeugnisse der Besuch der Oberschule verwehrt. Das war zum einen darauf zurückzuführen, dass er nicht Mitglied der kommunistischen Jugendorganisationen war. Darüber hinaus galt sein Vater als „Grenzgewinnler“, weil er in der DDR lebte, aber in West-Berlin arbeitete. Eppelmann und seine Schwester konnten das Johannes-Kepler-Gymnasium in Neukölln besuchen, eine der beiden Schulen, die in West-Berlin für Schüler aus Ost-Berlin eingerichtet worden war. Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 bedeutete das Ende seiner Schulausbildung. Eppelmann besuchte damals die 11. Klasse und konnte sein Abitur nicht mehr ablegen. Damit zerschlugen sich auch seine Pläne für ein Architekturstudium. Nach dem Mauerbau blieb der Vater im Westen, nach einiger Zeit zog die Mutter mit den beiden jüngeren Geschwistern im Rahmen der Familienzusammenführung nach. Eppelmann selbst blieb in Ost-Berlin und arbeitete als Dachdecker-Hilfsarbeiter. Nach einem Jahr wurde ihm eine Ausbildung als Maurer und Putzer angeboten, die er von 1962 bis 1965 absolvierte. Nach seiner Gesellenprüfung bewarb er sich an der Fachschule für Bauwesen. Bald nach dem Beginn des Studiums merkte er jedoch, dass er in diesem System nicht mehr zu Recht kam, wurde mehrmals krank und brach schließlich das Studium ab. Nach dem Abbruch seines Studiums arbeitete Eppelmann wieder als Maurer. 1966 wurde er als Bausoldat zur Nationalen Volksarmee eingezogen, nachdem er den Dienst an der Waffe aus religiösen Gründen verweigert hatte. Während seiner Dienstzeit wurde Eppelmann wegen mehrfacher Befehlsverweigerung zu acht Monaten Zuchthaus verurteilt. Zum ersten Mal machte Eppelmann seine oppositionelle Haltung öffentlich, als er nach der Niederschlagung des Prager Frühlings in der tschechoslowakischen Botschaft eine Solidaritätsbekundung unterzeichnete. Nach seiner Zeit als Bausoldat entschied sich Eppelmann 1969 für ein Theologiestudium an der Fachschule Paulinum. Nach dem Ende seines Studiums 1975 wurde er zunächst Hilfsprediger, dann Gemeindepfarrer in der Ost-Berliner Samaritergemeinde und Kreisjugendpfarrer für den Kirchenkreis Berlin-Friedrichshain. Gemeinsam mit dem Bluesmusiker Günter Holly Holwas organisierte Eppelmann ab 1979 die so genannten Bluesmessen, die Gottesdienste mit Konzerten und Kritik am SED-Regime verbanden. Die Veranstaltungen zogen bald hunderte Jugendliche an, die bis dahin nicht mit der Kirche in Berührung gekommen waren und wurden zu einer Plattform für Andersdenkende. Zu den Bluesmessen kamen schließlich 8.000 bis 9.000 Jugendliche aus der ganzen DDR, was die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit weckte. Diese übte auf Eppelmann und auf die Kirchenleitung erheblichen Druck aus. Dennoch fanden die Bluesmessen bis 1986 statt. Gemeinsam mit dem kommunistischen Dissidenten Robert Havemann verfasste Eppelmann 1982 den Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, der zur Abrüstung in Ost und West aufrief. Eppelmann wurde daraufhin verhaftet, doch durch das Bemühen der Kirche sowie öffentlichen Druck aus der Bundesrepublik nach drei Tagen freigelassen. Eppelmanns Samaritergemeinde war seit Ende der siebziger Jahre zu einem Zentrum der Friedensbewegung geworden. Nach einem ersten Versuch bei den Wahlen zur Volkskammer 1986 gelang es auf Initiative der Gemeinde, bei den Kommunalwahlen 1989 in mehreren Berliner Bezirken Wahlfälschungen nachzuweisen. Im Herbst 1989 war Eppelmann Gründungsmitglied und später Vorsitzender der oppositionellen Gruppierung „Demokratischer Aufbruch“, die im Dezember 1989 als politische Partei zugelassen wurde. Den Fall der Mauer erlebte Eppelmann unmittelbar am Grenzübergang Bornholmer Straße, der am Abend des 9. November 1989 als erster Grenzübergang in Berlin friedlich geöffnet wurde. Eppelmann wurde Mitglied des Runden Tisches und Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett von Hans Modrow von November 1989 bis März 1990. Im Kabinett von Lothar de Maizière wurde er schließlich Minister für Abrüstung und Verteidigung. Von 1990 bis 2005 saß Eppelmann für die CDU im Deutschen Bundestag. Seit der Gründung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 1998 ist er deren ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender.