Maria Frank

* 1938

  • "Sie waren halt mehr zurückhaltend, sie haben nicht viel erklärt. Weil sie gesehen haben, dass es uns dann nicht so interessiert hat. Die Vertreibung, dass muss ich heute so sagen, sie war für meine Eltern schlimmer, weil sie haben das ja aufgebaut. Aber als Kinder hat man das einfach nicht so als schlimm empfunden. Ich muss auch sagen, jetzt mal angenommen wir wären dortgeblieben. Also dann hätte ich ein Leben lang nur schwer arbeiten müssen. Und dann in Bayern hier, ich hatte dann doch einen kaufmännischen Beruf gelernt. Da musste ich dann nicht so schwer arbeiten, das habe ich dann später gesehen, dass es dann doch praktisch gut war, das ich von dem Bauernhof dann nichts mehr gesehen habe. Aber für meine Eltern war es halt schlimm, weil die ein Leben lang schon dort waren. Die waren um die vierzig, wie sie da weg mussten. Für mich war es besser, dass wir vertrieben worden. Und für meine Geschwister auch, weil wir aller hier waren und was anders gelernt haben. Und uns nicht auf dem Bauernhof schwer arbeiten mussten.“

  • "An die Vertreibung, das war Mitte 1945 kann ich mich einfach nur noch wage erinnern. Es war meine Mutter, meine Großmutter die waren wild aufgeregt, die sollten plötzlich in einer halben Stunde das alles verlassen. Meine Mutter hat mich weggeschickt in den ersten Stock ich sollte alles Wichtige, was für mich wichtig war holen. Und sie war dann ganz entsetzt, als ich mit einem Kinderbügeleisen zurückkam. Und das war für mich einfach wichtig und sie war halt entsetzt. Und wie wir auf diesen Wagen gestiegen sind und sollten in ein Lager kommen, ich habe nicht verstanden warum meine Eltern so geweint haben. Für mich war das, da sind vorher die Schlesier durchgefahren durch unser Dorf. Und die sind da auf diesen Planwagen gesessen und ich habe mich gefreut, so jetzt können wir auch einmal auf Reisen gehen, so wie die Schlesier. Für mich war das irgendwie ein Abenteuer, es war also nicht so schlimm wie für meine Eltern. Und die haben halt bitterlich geweint. Und mein Vater der hat dann auch später, wie wir dann Bayern waren, hat er dann immer erzählt: einen Besitz kann man einem sofort nehmen, aber was man gelernt hat, dass kann einem niemand mehr nehmen. Und da hat er halt gesehen wie sein Bauernhof, den seine Vorfahren Jahrhunderte lang aufgebaut haben, plötzlich in einer halben Stunde weg war."

  • „Ich bin dann Mitglied bei der Ackermann Gemeinde geworden und das sind ja die Sudetendeutschen Katholiken und die haben auch gleich mehr angefangen mit Versöhnung, als immer wieder darauf zu drängen, ob wir da wieder etwas kriegen oder ob die das wieder hergeben müssen. Und die Ackermann Gemeinde hat von Anfang an mehr auf Versöhnung hingearbeitet. Und ich habe die ersten Reisen gemacht noch unter dem Kommunismus. Da war es halt immer schwieriger, bis man halt die Visa hatte und so weitern, und da bin ich auch schon ein paar Mal mitgefahren. Und da waren wir schon einmal in Dürnbach, aber da waren wir nicht angemeldet. Und da sind wir auch nicht ins Haus reingekommen. Und dann sind wir halt nur so von außen so ein bisschen rumgefahren in dem Dürnbach und geschaut, was noch einigermaßen gut erhalten war. Die Häuser sind gut erhalten, wo halt jemand drin wohnt und die anderen Häuser verfallen einfach. Und Intensiver habe ich mich dann nach 1989, wie die Wende kam, da war es halt einfacher. Da sind wir dann mit der Ackermann Gemeinde zwei- und dreimal im Jahr rübergefahren. Und nicht nur nach Tschechien, auch bis nach Polen oder in die Slowakei auch, die dann schon getrennt war. Und ich war immer begeistert, was man da alles für schöne Sachen auch sehen kann. An schönen Sachen, die man sonst woanders gar nicht sieht. Und man muss halt mit dem Wetter immer Glück haben und dann ist es schön. Sobald es aber regnet ist es nichts. Aber ich bin auch bei Regen, mir war das egal, ich fahr auch wenn es regnet rüber. Da habe ich halt gesehen, dass es so viele Kirchen und Kloster noch zu renovieren gibt. Obwohl ich sagen muss, wenn man jetzt hinfährt sieht man schon wirklich den Unterschied. Als wie, wenn 1989, als wie man jetzt hinfährt, das ist ein großer Unterschied. Es ist schon so viel wiederhergerichtet und ich bin halt dafür, dass so schön wie das Kloster Ussig, dass man das nicht verfallen lassen soll. Das muss wieder so hergerichtet werden wie es einmal war.“

  • Celé nahrávky
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    Rehau, Německo, 11.07.2018

    (audio)
    délka: 01:33:36
    nahrávka pořízena v rámci projektu Stories of the expelled Germans born in the Karlovy Vary region
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Mein Leben war einfacher in Deutschland

Maria Frank, 2018
Maria Frank, 2018

Maria Frank wurde am 17 April 1938 in dem Dorf Dürnbach (heute Potočiště) nähe der Stadt Chleb geboren. Ihre Familie betrieb eine mittelgroße Landwirtschaft, insgesamt lebten dort fünf Kinder. Im Sommer 1945 mussten sie ihr Zuhause verlassen und kamen zunächst bei Verwandten in einem benachbarten Dorf unter. Die Vertreibung nach Deutschland fand 1946 statt. Die Familie kam in Deutschland im Amerikanischen Sektor an. Nach etwas Zeit in einer Geflüchteten-Unterkunft ließen sie sich schließlich in der Bayrischen Stadt Markt Schwaben nieder. Maria Frank beendete die Berufsschule und arbeitete darauf hin ihr ganzes Leben mit Finanzen. Ihrer Meinung nach, hat der Weg nach Deutschland ihr Leben einfacher gemacht, als wenn sie immer noch in Potočiště leben würde. Ein wichtiges Thema für sie, ist die Bewahrung des Kulturellenerbes aus der alten Heimat.