"Wir fuhren da auf diesen staubigen Straßen. Wir sind da mit dem Lastwagen ganz langsam hingefahren. Direkt am Dorfanfang war so ein grünes Dreieck, eine Wiese, wo sich eben Straßen gekreuzt haben. Und dort hat man uns abgeladen. Einfach die Kisten dort runtergestellt, der Lastwagen ist wieder weggefahren. Dann kam dort ein Mann, er hieß Bergmann, und er war Schlesier. Er war der sogenannte Flüchtlingsobmann, hat man den damals genannt, er war von der Gemeinde eingesetzt und er hatte alle Unterlagen von der Gemeinde, denn es war schon organisiert, wo die einzelnen Familien unterkommen. Das war alles schon geregelt. Man hatte schon gewusst, aus dem Lager kommen jetzt so und so viele Leute, die drei Familien kommen nach Alhofen, die drei Familien kommen dahin, die vier Familien dorthin, und so weiter. So hat man sie verteilt. Das wussten die Bauern schon vorher, an dem und dem Tag kriegen sie Flüchtlinge ins Haus. Da war schon bestimmt und vororganisiert, sie müssen eine Stube oder zwei Stuben abgeben, je nachdem, wieviel Platz sie hatten. Bei uns hieß es damals, die Familie Hubel kommt zu dem Bauer Geltl. Er lag so bisschen auf einem Hügel, ein sehr schönes Haus, wenn wir von unten raufschauen könnten, waren große Kirschbäume davor, es war imposant und hat uns gefallen, aber dieser Flüchtlingsobmann Bergmann hat gleich gesagt, ihre Familie ist zu groß, sie können nicht alle dort unterkommen.
Als wir an dem Tag, wo wir ankamen, bin ich mit meiner Mutter also gleich raufgegangen zu unserem Bauern, meine Schwester und die Tante in ihr Quartier. Als wir zu unserem Bauer kamen, war nur die Bäuerin zu Hause, der Bauer und die Knechte, die sie damals hatten, waren auf dem Feld und haben dort gearbeitet. Es war Ende August, das war noch Erntezeit. Dann kamen wir eben rein, haben gesagt: ´Wir sind die und die…´, ´Jaja, kommt rein,´ hat sie gesagt, ´habt ihr Hunger?´ Jaja. ´Wir haben vom Mittag Maultaschen. Wollt ihr welche haben?´ Wir wussten nicht, was Maultaschen sind, irgendwelche aus Teig gemachte pfannkuchenartige Sachen wo man da etwas reingewickelt hat, Obst oder man konnte machen, was man wollte. Das war auch Essen, was da in der Gegend so üblich war. Wir haben die Maultaschen gegessen und das war das Beste, was ich seit Monaten hatte. Weil das Lageressen war furchtbar für uns."