Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.
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Wenn der letzte gestorben ist, braucht es keine Versöhnung mehr
Geboren am 8. Januar 1955 in Schaippach
Sein Vater Berthold Keiner geboren am 20. Dezember 1925 in der Tschechoslowakei, war sudetendeutscher und wurde 1946 aus Lučice vertrieben
Hat im Jahre 1975 geheiratet, Vater von zwei Kindern
Bis zur Pension Beamter bei der deutschen Bahn gewesen
2005 gründete er eine Wallfahrt in Tschechien für die Versöhnung
In mehreren Heimatvereinen engagiert
Im Jahre 2023 lebte er in Stockstadt
Karl- Heinz Keiner ist am 8. Januar 1955 in Schaippach geboren als Sohn eines vertriebenen Sudetendeutschen. Sein Vater Berthold Keiner und seine Familie wurden im Juni 1946 aus der Tschechoslowakei vertrieben. Nur mit dem nötigsten stiegen sie in den Viehwagon des Zuges, welcher sie auf das deutsche Gebiet brachte. Von dort aus wurden sie auf einen Aussiedlerhof nach Langweit nähe Regensburg gebracht.
Mitte der 80er Jahre überkam Karl-Heinz Keiners Vater erstmals das Bedürfnis, ein Heimattreffen zu besuchen. Von da an war auch Karl-Heinz Keiners eigenes Interesse für die Geschichte seiner der Familie seines Vaters geweckt. Seitdem informiert und engagiert dieser sich über die deutsch-tschechischen Beziehung und hat sich die Versöhnung zu seiner Lebensaufgabe gemacht.
Karl-Heinzs Vater, Berthold Keiner geboren am 20. Dezember 1925, wuchs in einem kleinen Dorfe in der Tschechoslowakei auf. Als Sohn eines tschechischen Bahnbeamten musste er eine tschechische Schule besuchen. 1943 wurde der 18-jährige Berthold nach Bresslau für den Arbeitsdienst eingezogen. 1944 musste Berthold Keiner an die Front nach Frankreich, wo er schließlich verletzt wurde und zurück nach Bresslau kam. Nach Ende des Krieges, kam er in Karlsbad in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Allerdings befürchteten sie dort, dass die ehemaligen Soldaten bald in russische Kriegsgefangenschaft überführt werden würden, „…da haben sie schon gewusst was ihnen blüht, wenn sie in russische Kriegsgefangenschft müssen.“
Von dieser Angst getrieben, entschied sich der damals 20-jährige Berthold dazu in der Nacht heimlich zu fliehen. Auf seiner 700km langen Flucht Richtung Heimat traf er auf einen Kameraden, welcher in die gleiche Richtung unterwegs war. Durch Berthold Keiners tschechisch Kenntnisse schaffte er es mit dem Kameraden durch mehrere Grenzkontrollen. Allerdings entschieden sie sich über Polen zu fliehen, denn in der Tschechoslowakei hätte man bei einer Kontrolle sofort gemerkt, dass er kein tschechischer Muttersprachler war. Den Kameraden gaben sie als Taubstumm aus.
Als Berthold Keiner in Lučice ankam waren nur noch der kleine Bruder Hans und die deutsche Magd auf dem Hof. Die Mutter Anna Keiner musste nach dem Krieg im Steinbruch Zwangsarbeiten, sie war in der NSDAP. Auch Berthold Keiner musste Zwangsarbeiten, wurde bei der Arbeit aber so schwer misshandelt, dass er erneut floh.
Im Juni 1946 wurde die Familie mit vielen weiteren in einem Viehwagon Richtung Deutschland ausgewiesen. Zuvor gab es eine Familienzusammenführung im Aussiedlerlager in Hranice. Berthold Keiner traf dort auf seine Eltern und Großeltern.
Karl-Heinz Keiner’s Vater erinnerte sich an die schlechten Bedingungen in dem Aussiedlerlager, „das waren Holzstockbetten, mit ein bisschen Stroh drauf. (...) Verpflegung war ab diesen Tagen dann nicht besonders, da hat man immer nur von Suppe gehört mit wenig Sachen drin.“
Die Reise verlief zunächst nach Furth im Wald in die Nähe der Grenze, dann ging es weiter nach Langweit nähe Regensburg, auf einen Aussiedlerhof bis 1948. Die Familie konnten damals nur das nötigste mitnehmen: zwei Koffern und mehrere Hochzeitsfotos.
Berthold Keiner fand Arbeit als Wachsoldat in einem Entnazifizierungslager. Später arbeitete er bei der Deutschen Bundesbahn bis zur Rente.1949 heirateten er Karl-Heinz Keiners Mutter und 1951 bauten sie gemeinsam ein Haus. Für Karl-Heinz Keiner ein Beweis dafür, dass sein Vater seine neue Heimat annehmen konnte. Anders als Karl-Heinz Keiners Großmutter, diese sprach bis zu ihrem Tot 1971 davon, dass sie „Heim“ möchte.
Karl-Heinz Keiner ist auch mit sudetendeutschen Traditionen aufgewachsen. Er erinnert sich noch daran wie seine Großmutter mitgebrachte Rezepte aus Mähren backte: Buchteln, Kuhländle Kirchlen (Hochzeitsküchlein), aber auch selbstgebrannte Liköre aus Kräutern.
Die Vergangenheit Berthold Keiners war lange nicht so präsent in der Familie. Aber 40 Jahre nach der Vertreibung im Jahr 1986 äußerte Berthold Keiner den Wunsch auf ein Heimattreffen zu gehen.
Im Jahre 1987 besuchten sie dann gemeinsam mit einer organisierten Busreise die alte Heimat des Vaters in der damaligen Tschechoslowakischen Republik. Bei ihrem ersten Besuch in der alten Heimat musste der Vater weinen, als er das alte Haus der Familie sah.
Als sie klingelten öffnete ein junger ungepflegter Mann die Tür: Vlastimil. Der Vater fing an auf holprigen tschechisch zu erklären, das seine Familie einmal hier lebte.
Das Haus, befand sich ein einem ziemlich schlechten Zustand. Der Vater erkannte sogar die Nähmaschine der Großmutter und einen Wecker vom Großvater.
Karl-Heinz Keiner bot viel Geld, um den Wecker zu bekommen, aber keine Chance der neue Besitzer brauchte ihn, um morgen pünktlich zur Arbeit zu kommen. Beim ersten Heimatbesuch sind sie auch zum alten drei Hektar großen Feld der Familie gegangen, es regnete und der Vater schaufelte den Matsch des Feldes in eine Plastiktüte und gab diese in Karl-Heinz Keiners Hände. Karl-Heinz Keiner erzählt:„…er hat nichts sagen können, aber ich habe gewusst was er damit sagen will: wie wertvoll ihm diese Erde war.“ Dieser gab die Erde in das Grab seines Vaters. Dieser besuchte die alte Heimat bis zu seinem Tot fast noch zwanzigmal.
Berthold Keiners weigerte sich zu seinen Lebzeiten in die sudetendeutsche Landsmannschaft einzutreten, denn er fand diese würden mit ihren Rückforderungen nur gegen die Tschechen hetzen. Allerdings unterstützte er sie von Zeit zu Zeit finanziell, damit sie ihre Heimattreffen stattfinden lassen konnten.
Das Thema Heimatvertreibung wurde nur von selbst Heimatvertrieben in der Schule angesprochen: ein Lehrer aus dem Böhmerwald hat viel erzählt. Nach der Schule machte Karl-Heinz Keiner eine Ausbildung als Elektriker bei deutscher Bundesbahn. Berthold Keiner brachte seinen Kindern kein Tschechisch bei, allerdings versuchte Karl-Heiz Keiner später in mehreren Versuchen die Sprache noch zu lernen und nahm tschechisch Unterricht.
Durch Gespräche mit Vertriebenen über die St. Anna Wallfahrt die von Böllten nach Altwasser ging, kam Karl-Heinz Keiner die Idee die Wallfahrten wiederzubeleben. Dabei verfolgt er das Ziel der Versöhnung durch alte Traditionen. Bei der zweiten Wallfahrt 2006 kam auch sein Vater mit. Im Jahre 2023 sind sie die deutsch-tschechische Wallfahrt zum neunzehnten Mal gegangen.
Bei der ersten Wallfahrt war der Vater nicht dabei, aber bei der zweiten 2006 kam er erstmals mit. Mit Hilfe der tschechischen Familien fanden sie die alte Schulfreundin Eluška des Vaters, von da an war der Vater laut Karl-Heinz Keiner versöhnt.
Karl-Heinz Keiner engagiert sich auch in verschiedenen Heimatvereinen: seit Dreißig Jahren bei „alte Heimat Kuländchen“. Er ist auch Mitglied in der „Sudetendeutsche Landsmannschaft“. Dort ist er stellvertretender Bezirksobmann und Vermögensverwalter von ganz Unterfranken. Zum Ende des Jahres 2023 löste sich die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Unterfranken allerdings auf. Im Jahre 2023 lebte Karl-Heinz Keiner in Stockstadt.
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Příbeh pamětníka v rámci projektu Stories of 20th Century (Agnes Brendel)