Hätte es auch die guten Tschechen nicht gegeben, wäre die Umsiedlung für uns viel schmerzhafter gewesen
Margarete Koppe wurde am 17. Juli 1928 in Troppau (Opava) in der deutschen Familie eines Finanzbeamten und einer Klavierlehrerin geboren. Durch die Anstellung des Vaters verbrachte sie ihre jüngste Kindheit in Iglau (Jihlava), doch der Geburtsort des Vaters, Jungferndorf im Kreis Freiwaldau (Kobylá nad Vidnavkou, okres Jeseník) symbolisiert ihre Heimat. Im Sommer 1938, am Vorabend des Münchner Abkommens und der Eingliederung des Sudetenlandes ins nationalsozialistische Reich, wurde Rudolf Koppe zurück nach Troppau versetzt. Trotz der angeblich eher antinazitischen Einstellung des Vaters war Margarete beim Bund deutscher Mädels. Im September 1944 wurde der Vater einberufen und fiel in Frankreich in Gefangenschaft, so dass sich die Familie erst nach der Vertreibung wieder traf. Ende Januar rückte die Front an Troppau heran und die Koppes evakuierten sich aus der Stadt. Das Kriegsende verlebten sie im nordtschechischen Stankowitz (Staňkovice), wo sich ihnen der neue tschechische Pfarrer Vater Hroznata annahm, an dessen menschliche Zugewandtheit sich Frau Koppe bis heute dankbar erinnert. Von der Stankowitzer Pfarrei aus konnte Margarete den Fußmarsch der Saazer Männer nach Postelberg verfolgen, wo sie mehrheitlich massakriert wurden. Die Wochen vor der Vertreibung verbrachten die Koppes interniert im entvölkerten Saaz und wurden am 13. Mai 1945 in geschlossenen Viehwaggons nach Deutschland abgeschoben. Die erste Zeit nach der Vertreibung verbrachte Frau Margarete im zerbombten Schweinfurt, beendete nach Jahren ihre Ausbildung und begann als Lehrerin zu arbeiten. 1968 besuchte sie mit ihrem Vater zum ersten Mal die Tschechoslowakei. Seitdem fährt sie regelmäßig in ihre ehemalige Heimat.