Wir brauchen nicht bloß eine Versöhnung, wir müssen auch unsere Wunden heilen

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Margaretha Michel wurde am 1. September 1944 in Litoměřice (Leitmeritz) als Tochter einer deutschen Familie geboren. Ihr Vater, Franz Stiebitz, war Funktionär der Sudetendeutschen Partei und während des Krieges Mitglied des Reichstags. Nach dem Krieg wurde er als Verräter verurteilt und im Dezember 1945 in Litoměřice hingerichtet. Ihr Großvater mütterlicherseits, Adolf Pokorny, war dagegen als Antifaschist anerkannt und arbeitete nach Krieg und Vertreibung in München mit Radio Freies Europa zusammen. Margarethas Mutter hatte vor dem Krieg in Prag Medizin studiert und war ab Mai 1945 als Ärztin im Internierungslager für Deutsche in Roudnice na Labem eingesetzt. Ab 1945 befand sich die kleine Margaretha in der Obhut ihrer Großeltern, der Familie Pokorny, deren Familienmühle beschlagnahmt worden war. Vor ihrer Deportation im Oktober 1946 verbrachte sie mit ihnen zwei Wochen im Vertriebenenlager Litoměřice und wurde dann nach Landshut in Bayern transportiert, wo sie dem Dorf Weihmichl zugeteilt wurden. Dort besuchte Margaretha die Volksschule und anschließend das Gymnasium in Landshut. Bis 1969 studierte sie Geographie, Chemie und Biologie an der Universität Erlangen und unterrichtete anschließend an einer Schule in Pegnitz. Dort lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie drei Kinder hat. In ihrer Arbeit an der Schule war Margaretha stets bemüht, das Bewusstsein für die Geschichte Mittel- und Osteuropas zu schärfen und organisierte mehrere Schüleraustausche mit tschechischen Schulen. In den 1980er Jahren schloss sie sich der Sudetendeutschen Landsmannschaft als Vertreterin einer Generation und Strömung an, die sich vor allem für die Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen einsetzte. Seit 1989 besucht sie regelmäßig die Tschechische Republik, wo sie viele Verwandte und Bekannte hat. In den Jahren 2019-20 arbeitete sie eng mit Post Bellum zusammen, um im Rahmen des Projekts Odsunutá paměť die Erinnerungen tschechischer Deutscher und Überlebender zu sammeln.