Margaretha Michel

* 1944

  • "Ich muss sagen, ich war dankbar. Es war eine Studentengruppe aus Erlangen. Wir hatten hier sehr nette Leute, sehr gute Kontakte, verschiedene Erlebnisse. Gafuhl? Doch, es ist schon ein Bisschen Zuhause. Ich war auch in Leitmeritz. Ich bin mit dem Zug nach Leitmeritz gefahren und da haben mir auch Leute geholfen, dass ich mit dem Bus dahingekommen bin, wo die Muhle steht. Ich war bei dem ehemaligen Dienstmadchen uber Nacht. Da habe ich Bier getrunken, eine besondere Sorte. Mich hat auch jemand im Zug angesprochen... Ein Bisschen heimat war schon dabei und es ist auch immer wieder. Wenn ich hier hinkomme, fuhle ich mich wohler, es ist anders. Ich bin gerne in Deutschland, aber hoer fuhle ich etwas... Ich habe zum Beispiel heute eine Sendung gesehen uber Kochrezepte, die die babička (Grossmutter) noch wusste, und das ist genau das, was ich auch kenne. Was ich auch teilweise vergessen habe, die Wiechselrezepte und Ahnliches. Also es ist schon einheimend. Ich habe auch immer noch das Gefuhl, dass das Land Bohmen oder der tscheschische Stat in einer gewissen Pflicht fur uns da steht, auch wenn wir nicht merh Staatsburger seines Landes sind. Aber er ist in einer gewissen Weisse fur das Herz unserer Leute verantwortlich. Es ist sehr viel Schlimmes passiert, auf beiden Seiten, und das ist auch anderswo so. Aber man muss irgendwie Frieden schliessen. Versohnen ist fir mich kein so gutes Ausdruck. Man muss Wunden heilen. Ich kenne es aus Zeitzeugenpprojekten bei sehr alten Frauen, die vielleicht vor 15 Jahren noch geschimpft haben, und heute nach gewissen Erlebnissen sagen - ich kann wieder daruber sprechen, es ist geheilt."

  • "1945 im Mai hat uns unsere Grossmutter geholt, also meine Mutter, mich und die drei andere Kinder. Wir waren in der einsamen Muhle, direkt and der Protektoratsgrenze. Das heisst, durch den Hof ist die Protektoratsgrenze gegangen. Und da waren wir und bis Juni ist auch kein správce (Verwalter) gekommen. Niemand hat sich getraut, den Hof zu besetzen, weil sie eigentlich wussten, es waren fruher Tschechen, also tschechen-freundliche Menschen, und da geht niemand hin. Und wie es dann auch gefahrlich wurde, war ich mit meiner Mutter bei unserem Dienstmadchen fur drei Wochen am Dachboden. Und sie war es, die dafur sorgte, dass Mutter diese Einstellung in Raudnitz bekam als Artztin, weil sonst hatte sie wahrscheinlich irgendwo nach Innerbohmen arbeiten muessen."

  • "Mein Bruder heisst Franz Konrad. Und der Name Konrad kommt nich von Ungefahr, sein Pate ist der Konrad Henlein gewesen. Und zwar war das in der Zeit des Umbruchs, also wo schon Hitler einmarschiert ist. Mein Bruder ist geboren in Juni 1938. Ich habe von meinem Bruder Fotos von der Taufe, wo Konrad Henlein ihn zwar nicht halt, aber wo er in Uniform anwesend ist. Ich kann zum Beispiel zu dem nachsten bekannten Politiker gehen. Das ist der Karl Hermann Frank, den meine Mutter uberhaupt nich gemocht hat und der wahrscheinlich bei uns nicht zu Gast war. Aber sie hat mit der Frau von Karl Hermann Frank Medizin studiert und stand neben ihr in der Aula der Karlsuniversitat, wie die Promotion war."

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    Praha, 16.10.2021

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Margaretha Michel, Prag, 2021
Margaretha Michel, Prag, 2021
zdroj: Post Bellum

Margaretha Michel se narodila 1. září 1944 v Litoměřicích do německé rodiny. Její otec Franz Stiebitz byl funkcionářem v Sudetoněmecké straně a za války poslanec říšského sněmu. Po válce byl odsouzen za velezradu a v prosinci 1945 v Litoměřicích popraven. Naopak dědeček z matčiny strany, Adolf Pokorný, byl držitel osvědčení antifašisty, který po válce a odsunu spolupracoval s mnichovským Rádiem Svobodná Evropa. Matka Margaretha vystudovala před válkou medicínu v Praze, od května 1945 byla jako lékařka nasazena v internačním táboře pro Němce v Roudnici na Labem. Malá Margaretha byla od roku 1945 v péči prarodičů Pokorných, jimž zabavili jejich rodový mlýn. Před odsunem v říjnu 1946 s nimi byla dva týdny v táboře pro vysídlence v Litoměřicích, poté odvezena transportem do bavorského Landshutu, odkud je přidělili do obce Weihmichl. Tam chodila Margaretha na základní školu a poté se dostala i na gymnázium v Landshutu. Do roku 1969 studovala na vysoké škole v Erlangenu učitelství v oborech zemědělství, chemie a biologie a poté vyučovala na škole v bavorském Pegnitzu. Tam poznala manžela a narodily se jim tři děti. Ve svém zaměstnání ve škole se Margaretha vždy snažila rozšiřovat povědomí o historii střední a východní Evropy a organizovala různé školní výměny s českými školami. V osmdesátých letech vstoupila do sudetoněmeckého landsmanšaftu jako představitelka generace a proudu, které chtěly v prvé řadě zlepšit česko-německé vztahy. Od roku 1989 pravidelně jezdí do Česka, kde má řadu příbuzných a známých. V letech 2019-20 úzce spolupracovala s Post Bellum na uchování vzpomínek českých Němců a pamětníků odsunu v rámci projektu Odsunutá paměť.