Wir durften bleiben, aber wo keine Menschen sind, ist auch keine Heimat
Christiane Müller, geborene Bittner, wurde am 4. November 1938 in der Familie deutscher Sozialdemokraten in Bergstadt (Horní Město) bei Römerstadt (Rýmařov) geboren. Bergstadt gehörte im Krieg wie das ganze Sudetenland zum Deutschen Reich. Der Vater war Zimmermaler, aber musste im Krieg sein Gewerbe schließen und dienen. 1943 fiel er bei Stalino in der Sowjetunion (heute Donetsk, Ukraine). Zum Kriegsende flohen viele Bergstädter Deutsche vor dem Einmarsch der Roten Armee, im Haus der Bittners waren die sowjetischen Soldaten dagegen untergebracht. Etwas später begannen in der Gemeinde Tschechen und Slowaken aufzutauchen, denen das Eigentum von den Deutschen zugeteilt wurde, die nach und nach aus ihren Häusern ziehen mussten. Die Bittners als damalige Sozialdemokraten und arbeitmäßig Unentbehrliche blieben. Christiane begann in die tschechische Schule zu gehen, hörte erst nur zu und schrieb ab, lernte dann schließlich Tschechisch. 1950 entschied sich aber die Mutter freiwillig mit einem bereitgestellten Transport nach Deutschland zu Verwandten zu ziehen. Das Eigentum, das sie mitnahm, musste sie dem tschechoslowakischen Staat abkaufen. Nach einem Aufenthalt im Sammellager Furth im Wald ließen sich Mutter und Tochter schließlich in Bayern nieder, wo Christiane Müller bis heute lebt. Bis heute mag sie die tschechische Sprache und Hymne.