Rudolf Peller

* 1926

  • "Beim Militär: Da habe ich gemerkt, dass ein Brief hinter mir her geht. Also, die Lebensumstände in der ganzen Familie. Und zwar deswegen: Wie 43 oder 44, 44, 43...haben sie in dem Arbeitsdienstlager, haben sie Freiwillige gesucht zur Waffen-SS und zuerst einmal gesucht, wer meldet sich freiwillig. Wer hat sich schon freiwillig zu einer anderen Wehreinheit gemeldet? Und in der Zeit hab ich überlegt: 'Was sagst du da?', ne. Und wie nachher... hat sich niemand gemeldet, bloß ein paar, die Freiwilligen, ne. Und wie sich da nicht viel herausgeschaut hat, haben die jeden Einzelnen gefragt und zwar warum und wieso und ob er es sich nicht doch überlegt, gell. Und in der Zeit hab ich mir überlegt: 'Was sagst du jetzt?' Und wie er dann bei mir war hat dann der Abteilungsleiter den Mann von der SS zurückgezogen, hat mit dem geredet und auf einmal konnte ich gehen. 'Bist gekommen', hat er gesagt, 'Ist erledigt, kannst gehen.' Also da war für mich klar, dass die über die politische Einstellung von mir und von der ganzen Familie Bescheid wussten. Das hat...das war überall der gleiche Fall. Die haben über mich schon Bescheid gewusst, bevor ich hingekommen bin, wenn ich irgendwie versetzt worden bin."

  • "Wir sind dann 38, also wie die Zeit so brenzlig geworden ist, haben wir versucht fortzumachen. Wir waren auch bis ins Innere der Tschechei, ins Innere von Böhmen, und wie Sie wissen werden, sind dann da die meisten nicht fort gekommen. Einige, die haben das Glück gehabt, die konnten nach Kanada oder nach Dänemark. England sind welche rübergebracht. Und wir mussten wieder zurück, ne. Und wie wir zurückgekommen sind, da haben sie den Vater eingesperrt. Der ist erstens einmal gekündigt worden am Schacht und dann hat er sich erkundigt, ob das rechtens war und ist dann zum Bezirk gegangen und hat sich dann...und ist dann nicht mehr heim gekommen. Ist von dort aus gleich auf die Burg Elbogen eingesperrt worden. dann er nach Zwickau ins Zuchthaus und von Zwickau aus nach Dachau."

  • "Der Vater war der Alleinverdiener, der ist dann ausgefallen. Da war meine Mutter da mit uns Kindern und hat kein Einkommen gehabt, gell. Und dann war der Bürgermeister am Ort, der war doch schon vernünftig und hat unserer Mutter fünf Mark gewährt in der Woche. Mit der Begründung: Also wenns wieder, wenn das Einkommen wieder fliesst, müssen die fünf Mark zurückgezahlt werden, ne. Und dann waren einige Leute im Ort, die Erbarmen hatten. Da ist ab und zu mal jemand gekommen und hat uns Essen geschickt, mitgebracht. Das war eigentlich schön. Die erste war ein ausgesprochener Nazi, ne. Die hat einen ganzen Korb voll Lebensmittel gebracht. Da waren wir sehr überrascht damals, ne. Für uns...ich war damals zu der Zeit zwölf Jahre...da hat man sich um solche Sachen ja eigentlich überhaupt nicht gekümmert. Da hat man bloß mitgekriegt, dass da etwas schief läuft."

  • Celé nahrávky
  • 1

    Hof, 27.08.2014

    (audio)
    délka: 46:01
    nahrávka pořízena v rámci projektu Nicht spurlos aus der Geschichte verschwinden
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Wo Sie die Jugend erlebt haben, da ist man eben zuhause Alles andere ist nicht so wichtig

Rudolf Peller als junger Mann
Rudolf Peller als junger Mann
zdroj: privat

Rudolf Peller, am 22.12.1926 in Altsattl im Egerland geboren, wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Seine Jugendzeit vor 1938 war geprägt von politischen Gesprächen in der Familie, von der Mitgliedschaft im ATUS und bei den Jugendfreunden. Sein Vater war im Bergbau tätig, die Mutter kümmerte sich um die vier Kinder, von denen eins früh starb als der Vater ab Oktober 1938 einige Zeit im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war. Ein Fluchtversuch der Familie aus dem besetzten Gebiet ins Ausland misslang. Aus der Haft entlassen, musste der Vater zunächst als Straßenarbeiter aushelfen, später kehrte er ins Bergwerk zurück. Peller selbst wurde mit 16 zum Arbeitsdienst beordert. Nachdem er im August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wird, kehrte er zur Familie nach Altsattl zurück. Hier arbeitete er einstweilen wie sein Vater im Schacht, später als Kraftfahrer bei einem tschechischen Betrieb. 1948 siedelte seine Familie als anerkannte Antifaschisten in die BRD über. Zwei Jahre verbrachten sie im Flüchtlingslager; seine Frau, die aus dem Nachbarort Elbogen in seiner Heimat stammt, lernte er zu dieser Zeit kennen. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit fand Peller schließlich eine Anstellung bei der Oberfränkischen Volkszeitung als Hilfsarbeiter. 1952 kam es zur Heirat und Peller konnte mit seiner Frau eine eigene Wohnung beziehen. Als der Ortsverband der Seliger-Gemeinde in Hof gegründet wurde, war er wie sein Vater schnell als Mitglied dabei. 1977 begann der Bau des Eigenheims. Peller arbeitete noch bei einer Textilfirma und einem Verlag bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben.