Ich habe mein Leben in der Seligergemeinde verbracht.
Olga Sippl, geb. Stohwasser, wurde am 19. September 1920 in Altrohlau nahe Karlsbad geboren. Sie stammt aus einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie und wuchs somit bereits in den Kinder- und Jugendorganisationen der sudetendeutschen Arbeiterbewegung wie Falken, Sozialistische Jugend oder Arbeiter Turn- und Sportverein auf. Hier erlebte sie auch die Solidarität mit den tschechischen Sozialdemokraten. Ihr Vater war Schulwart an der Volks- und Bürgerschule und ihre Eltern vor allem als Kulturpolitiker aktiv. Sippl besuchte die deutschsprachige Mädchenvolksschule und auch ein halbes Jahr die tschechischsprachige Bürgerschule. Nach dem Abschluss nahm sie eine Arbeit der Karlsbader Urania an, in dessen Prager Büro sie ab 1938 arbeitete. Nach dem Münchener Abkommen flüchteten ihre Eltern aus Altrohlau, das an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, nach Prag. Sippl konnte jedoch ihre Eltern nicht in die Emigration nach England folgen, da sie sich zum Zeitpunkt des Anschlusses nicht in den Sudetengebieten aufhielt. Kurz vor der Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht ging sie mit ihrem Freund und späteren Mann Ernst Sippl nach Altrohlau. Dort heirateten sie, ihr Mann wurde jedoch eingezogen und fiel im März 1945. 1943 wurde ihr gemeinsamer Sohn Herbert geboren. Nach Kriegsende arbeitete Sippl im Karlsbader Antifa-Büro, das die Aussiedlung der als Antifaschisten anerkannten Sudetendeutschen organisierte. Sie selbst, ihr Sohn und ihre Schwiegereltern verließen mit dem letzten Antifa-Transport die Tschechoslowakei. Nach Aufenthalten in einem Aufnahmelager, in Königsdorf und bei ihren Eltern im englischen Birmingham wurde sie schließlich 1949 Angestellte der bayerischen SPD in München. 1951 gründete sie die Seliger-Gemeinde mit und war Redaktionsmitglied des Verlages „Die Brücke“. Sie war zudem im Bundesvorstand der Seliger-Gemeinde, Vertreterin der Seliger-Gemeinde im Flüchtlingsbeirat der SPD und wurde später zur Ehrenvorsitzenden ernannt.