Meine Kindheit erlebte ich im Flüchtlingslager auf einem Schloss, aber „ganz daheime“ war für uns das Sudetenland
Frau Dora Gebhardt wurde am 12. April 1944 in der Gemeinde Ziegenhals (heute Glucholazy in Polen) geboren und verlebte ihre frühe Kindheit im benachbarten Niklasdorf (Mikulovice). Beide Gemeinden gehörten im Krieg zu Deutschland. 1946 wurde ihre ganze Familie zum Abtransport einberufen. Ein großer Teil der Aussiedler aus Niklasdorf wurde im leeren Schloss bei Hollfeld in der amerikanischen Besatzungszone untergebracht. Frau Dora verbrachte hier siebeneinhalb Jahre, während der ihre jüngere Schwester verstarb und ein Bruder geboren wurde. Die Mutter war geistig abwesend und der Vater arbeitslos. 1954 bekam der Vater Arbeit in der sich entwickelnden Industrie und die Familie zog nach Düsseldorf. Frau Dora baute mit ihrem Mann ein Reisebüro auf und arbeitete und lebte im Ausland. Nach der Scheidung begann sie sich ihrem lebenslangen Hobby, der Malerei, zu widmen und zog in die Fränkische Schweiz, mt Blick auf das Schloss, wo sie aufgewachsen war. Die Schlosskapelle schmückt ihre Bilder und sie macht Führungen durch das Schloss. Sie errichtete dort eine „Flüchtlingsstube“ mit Originalgegenständen von der Vertreibung und erzählt den Besuchern ihre Geschichte. Sie ist mit der Heimat ihrer Eltern in Kontakt, mit Schlesien und dortigen Alteingesessenen.