Ich bin das Kind eines Landes zweier Völker
Brigitta Gottmann, geborene Kaschte, kam am 11. April 1939 in einer wenig begüterten Familie in Schwaden (Svádov) zur Welt. Im Krieg erwarb der Vater einen Posten als Bahnvorsteher in Großpriesen (Velké Březno). In der Dienstwohnung im Bahnhofsgebäude wohnten sie einige Jahre, ab 1944 nur noch die Mutter mit den drei Töchtern. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert Brigitta insbesondere in Verbindung mit diesem Bahnhof. Im April 1945 musste Brigitta mit der Mutter, Tante und den Schwestern die Wohnung verlassen und zur Großmutter väterlicherseits nach Sebusein (Sebuzín) ziehen. Die Mutter wollte nach der Ankunft in Sebusein mit den Kindern Selbstmord in der Elbe begehen. Am Ende überstanden sie einige Woche, die sie auf Erdbeerfeldern arbeiteten, und wurden über Zinnwald (Cínovec) ins Flüchtlingslager in Sachsen abgeschoben. Nach der Grundschule trat Brigitta eine Schlosser-/Drechslerlehre an. Danach wollte sie Landwirtschaft studieren, hielt aber nicht die Lehrfristen ein und floh zu ihrer Schwester in den Westen nach Lüdenscheid. Sie heiratete früh und bekam drei Kinder. Seit den 50er Jahren ist sie ein sehr aktives Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Aufgrund der Geschehnisse in der Kindheit leidet sie an Ängsten und kehrt auf Empfehlung ihres Psychotherapeuten bis heute oft an ihren Geburtsort zurück. Mit Geldsammlungen bemühte sie sich um die Rekonstruktion der Schwadener Kirche und den Aufbau eines Hospizes. Bis heute initiiert sie Treffen zwischen Zeitzeugen und arbeitet auf der tschechischen Seite vor allem mit Kirchenräten zusammen.