In meiner Kindheit gab es an der tschechisch-deutschen Grenze Stacheldraht, heute gibt es nur noch alte Grenzsteine

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Frank Richter wurde 1949 in der Nähe der kleinen Stadt Oybin an der historischen Grenze zwischen der Lausitz und Böhmen geboren. Kurz darauf wurde auf dem Gebiet der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone Deutschlands die sogenannte DDR, die Deutsche Demokratische Republik, gegründet. Obwohl sie sich zum Bruderstaat der sozialistischen Tschechoslowakei erklärte, waren die beiden Länder durch eine undurchdringliche Grenze und Stacheldraht getrennt. Dies war der Fall, bis in Berlin die Mauer gebaut wurde, die die Flucht von Ost nach West durch den Eisernen Vorhang erheblich erschwerte. Oybin war vom tschechischen Grenzgebiet abgeschottet, was Franks Kindheit ebenso prägte wie die Armut im Nachkriegsdeutschland und die vielen Vertriebenen aus der Tschechoslowakei und Polen, die in Oybin und Umgebung Zuflucht fanden. In den 1960er Jahren lernte Frank Richter, ein junger erfolgreicher Bergsteiger, eine Gruppe tschechischer Enthusiasten kennen, die ebenfalls Berge auf beiden Seiten der tschechoslowakischen Schweiz bestiegen. Er überquerte die Grenze häufig, entweder über einen kleinen Grenzkontakt oder illegal über die so genannte grüne Grenze. Zu diesen Abenteuern gehörte auch die gegenseitige Hilfe zwischen tschechischen und deutschen Sportlern, die es erforderte, dieses oder jenes knappe Gut über die Grenze zu schmuggeln. 1989 nahm Frank Richter an den pro-demokratischen Demonstrationen in Zittau teil und war auch nach der Wende in der Kommunalpolitik tätig. Einer der Höhepunkte seines Lebens war der Beitritt der Tschechischen Republik zum Schengen-Raum im Jahr 2007, was den vollständigen Wegfall der Grenze zwischen Oybin und den gegenüberliegenden tschechischen Dörfern bedeutete.