Wir sind bereit, den Tschechen die Vertreibung zu verzeihen, aber sie zu vergessen wäre Geschichtsfälschung
Josef (Sepp) Sager wurde am 8. Februar 1932 in Winterberg (Vimperk) geboren, wo er bei seinen Großeltern im Vorort Josefsthal (Josefův Důl) im Flusstal der Wolinka (Volyňka) aufwuchs, während seine Mutter als Köchin bei einer jüdischen Familie in Prag arbeitete. Im September 1938 trat er seine Schulpflicht an, nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich begrüßte er die deutsche Wehrmacht. Die Mutter kehrte daraufhin nach Winterberg zurück und ehelichte Anton Sager, der Sepp adoptierte. Der Vater diente in der Wehrmacht und kehrte vom Einmarsch in die SSSR als Kriegsinvalide zurück. Sepp trat 1942 gegen den klaren Widerstand des Vaters mit Begeisterung der Hitlerjugend bei, wurde im April 1945 als Dreizehnjähriger in der Flugabwehr geschult, beschoss sowjetische Kampfflieger und nahm an der gezielten Beschädigung von Straßen gegen die amerikanische Armee teil. Er erlebte auch den Einzug von tschechischen „Partisanen“ nach Winterberg und sah nach dem Krieg verstümmelte Leichen in der örtlichen Leichenhalle. Nach dem Krieg nahm er an einem misslungenen Versuch von Deutschen, Eigentum über die grüne Grenze nach Bayern zu bringen, teil und wurde fünf Tage in einem Keller von tschechischen Soldaten gefangen gehalten. Als Minderjähriger musste er in Winterberg gemeinnützige Arbeit verrichten. Im Augst 1946 wurde er mit seiner Familie über das Winterberger Sammellager nach Bayern vertrieben, wohin die leidvolle Reise neun Tage dauerte. Am Ende wurden sie im Keller des Gutshof vom grenznahen Grafenau untergebracht. Josef machte im nahen Schönberg eine Bäckerlehre und vervollständigte seine Bildung soweit, so dass er eine Position beim Finanzamt erhielt. Bei der Integration in die deutsche Gesellschaft halfen ihm zahlreiche sportliche Erfolge. Seine ideologische Einstellung während des Krieges sieht Herr Sager heute kritisch und spricht genau deshalb offen über sie. Seinen Geburtsort Winterberg besucht er seit 1989 regelmäßig und schloss dort eine Reihe von Freundschaften.