Nach der Vertreibung hat man mein Geburtsdorf in Ubungsgelände für das Militär umgebaut
Adolf Tahedl wurde am 14. Mai 1940 im heute verschwundenen deutschen Andreasberg (Ondřejov) bei Böhmisch Krumau (Český Krumlov) geboren. Der Vater Adolf war im Krieg, kämpfte zunächst in Frankreich und viel in der SSSR in Gefangenschaft, sodass ihn die Familie erst nach der Vertreibung in Deutschland wieder traf. Die Mutter Olga kümmerte sich um fünf Kinder und eine kleine Landwirtschaft. Im Juni 1946 erwartete die Familie die Vertreibung. Sie packten schnell zusammen, vergruben Wertgegenstände, weil sie dachten, dass sie zurück kämen. Abgeschoben wurden sie zunächst auf einem Lastwagen, später in Viehwaggons ins Auffanglager in Furth im Wald. Nach einem dreimonatigem Aufenthalt wurde ihnen ein Zimmer in einem Gasthaus in Regenkamp zugeteilt und als der Vater 1948 aus der Gefangenschaft kam, ließen sich sich in Regensburg ein. Adolf ließ sich zum Automechaniker ausbilden, später arbeitete in der väterlichen Tischlerei und Baufirma mit. Er gründete eine selbständige Firma, die prosperierte, und hat drei Söhne. Nach 1989 traf er in Prag seine zweite Ehefrau, eine Tschechin. Seine Geburtsgemeinde auf dem Gelände eines Truppenübungsplatzes der Armee besuchte er das erste Mal 1975 heimlich – alles war niedergerissen. Heute würde er dort gern ein Grundstück kaufen, doch die Nutzung durch das Militär macht das unmöglich. Er ist froh, dass sich die Tschechen für das Thema der Vertreibung zu interessieren beginnen und sich irgendwie damit auszugleichen.