„Nein, ich habe mir nichts gedacht. Ich dachte nur, wie es sein wird, so wird es sein.“
Elsa Markgraf stammte aus der Ortsschaft Dolní Hut’, die sich im Böhmerwald in Sichtweite der bayerischen Grenze befand. Nach dem Tod ihres Vaters lebte sie mit ihrer Mutter, ihren Geschwistern und Großeltern in einem Haus mit Bauernhof. Im Sommer 1946 änderte sich alles. „Wir waren der erste Transport. Es dauerte nicht lange, bis die anderen folgten. Als wir weggebracht wurden, war es im Dorf so ruhig. Wir mussten bloß abwarten, wer heute kommt und wer morgen an die Reihe kommt. Zuerst sagte jemand, er könne bleiben. Dann verblieb niemand mehr“, erinnert sich die Zeitzeugin an die Umstände der Zwangsumsiedlung. Am 16. Juli 1946 wurden die Menschen mit Fünfzig-Kilogramm-Kisten auf Lastwagen verladen. Der Transport ging in das Nachbardorf Rybník, wo man sich der Entlausung unterziehen musste. Anschließend wurden sie in das Lager in Holýšov gebracht. Die vertriebenen Deutschen reisten dann mit dem Zug in Viehwaggons nach Deutschland. Über Furth im Wald und Augsburg erreichten sie das Lager in Heuberg. Von dort aus wurden sie in verschiedene Richtungen geschickt. Elsa und ihre Mutter kamen nach Erdlingen. Einige Jahre später bauten die Zeitzeugin und ihr Mann ein neues Haus in dem Dorf Schwarzach. Elsa Markgraf besuchte später mehrmals die nahe gelegene Dolní Huť. Die Ortschaft, die fast direkt an der Grenze lag, wurde in den 1950er und 1960er Jahren dem Erdboden gleichgemacht. Heute ist der Ort zugewachsen. Wenn die Zeitzeugin darüber nachdenkt, was sie in ihrem Leben durchmachen musste, sagt sie: „So ist das Leben eben.“ Text pochází z výstavy Paměť hranice (nejde o překlad životopisu). Der Text stammt aus der Ausstellung Das Gedächtnis der Grenze (es handelt sich nicht um Übersetzung der Biografie).